Jagd ist Heimat

Georg Egeler führte die Mitglieder des Hegerings Oberndorf mit viel Sachverstand und Expertise durchs Waffenmuseum.

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Unter dem Motto „Passion und Präzision“ hatte Klaus Haischer als Vorsitzender des Hegerings Oberndorf zur Pirsch durch das Oberndorfer Waffenmuseum eingeladen. Die Führung der zahlreichen Besucher übernahm Georg Egeler, selbst passionierter Jäger, erfolgreicher Schütze und obendrein gelernter Büchsenmacher.

Zahlreiche Exponate des Waffenmuseums stammen sogar aus der Werkstatt des Oberndorfers. „Jagd ist Heimat“ lautet ein geflügeltes Wort unter den Waidmännern und das hat in Oberndorf eine besondere Bedeutung: denn auf keinem Ort der Welt wurde so viel für die Entwicklung des wichtigsten Werkzeugs des Jägers getan, dem Repetierer nämlich. Dies war jedoch nicht das Ansinnen, mit dem ein gewisser Herr Kerner aus Ludwigsburg ca. 1810 im Auftrag des Württembergischen Königs Friedrich nach Oberndorf gelangte, Ausschau haltend nach einem potentiellen Industriestandort. Ein denkwürdiger Besuch, dem Oberndorf letztlich seine gesamte industrielle Entwicklung verdankt: Kerner also, genauer Generalmajor Karl-Friedrich Freiherr von Kerner war ein verdienter und hochdekorierter Militär, Bruder des Dichters Justinus Kerner, Experte auf dem Gebiet der Eisengewinnung und damit Prototyp des vielseitigen schwäbischen Tüftlers und Machers. Und so verwundert es nicht, dass der Dornröschenkuss gerade dieses Tausendsassas unserem Städtchen jenen Erfindergeist einhauchte, der dann zahlreiche bahnbrechende Erfindungen und Patente mit Weltgeltung hervorbrachte.

Königliche Württembergische Gewehrfabrik

Kerner jedenfalls zog damals durch die Lande auf der Suche nach einem Ort an dem die perfekte Kombination aus ausreichend Wasserkraft plus möglichst großem Werkraum vorlag, eine Kombination, die der König für eine neue Waffenfabrik benötigte. In der säkularisierten Augustinerkirche in Oberndorf, an der damals der Neckar noch unmittelbar und ungezähmt vorbeifloss, bekam er glänzende Augen. Dem König wars genehm und so wachte das verschlafene Städtchen am oberen Neckar auf und entwickelte sich zu einem verschlafenen Industriestädtchen. 1811 zirkelte Friedrich seine Unterschrift unter den Vertrag und Oberndorf hatte eine „Königliche Württembergische Gewehrfabrik“. Vom Steinschlossgewehr, einem Vorderlader, bei dem von zehn Schuss gerade mal vier Schuss losgingen - bei Regen fiel die Veranstaltung ohnehin aus - ging die Entwicklung über das französische Perkussionsgewehr hin zum Zündnadelgewehr. Vor diesem hatte der Schütze jedoch oft mehr Angst als der Gegner, weil das Pulver gerne auch mal nach hinten los ging. Die Brüder Paul und Wilhelm Mauser, Söhne eines Arbeiters der „Königlich Württembergischen Gewehrfabrik“, gründeten 1872 das Unternehmen „Gebrüder Paul und Wilhelm Mauser“, erwarben die Königlich Württembergische Gewehrfabrik und entfachten in Oberndorf eine industrielle Entwicklung sondergleichen.

Sie sorgten anfangs mit der Entwicklung von Patronen, die noch heute als Jagdpatronen gebräuchlich sind für Furore, und revolutionierten mit der Entwicklung des Verschlusssystems des Mauser Karabiner 98 schließlich für alle Zeiten die Waffentechnik. Inzwischen wird dieser Verschluss weltweit von verschiedenen Herstellern in teilweise abgeänderter Form, aber technisch unverändert gebaut. Er gilt als einer der zuverlässigsten und wegen der direkt auf den Schlagbolzen wirkende Sicherung auch als einer der sichersten Verschlüsse. Schätzungen zufolge wurden von diesem Verschlusssystem 100 Millionen Gewehre produziert.

Viele von diesen robusten Repetieren werden noch immer jagdlich geführt. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Mauserwerke Oberndorf demontiert. Erst Mitte der 1950er-Jahre konnten diese ihren Betrieb wieder aufnehmen. Von nun an wurde mit Masse Jagdwaffen produziert, bis ins Jahr 1999. Im Jahr 2000 übernahm dann die L&O-Holding den Waffenproduzenten.

Die Firma Heckler & Koch wurde 1949 von ehemaligen Mauser-Ingenieuren gegründet und hat als Hersteller von Handfeuerwaffen Weltruf erlangt. Heckler & Koch stellte zwar nur vorüber gehend Jagdwaffen her, aber es gibt als Jagdwaffen zugelassene Zivilvarianten der Polizei- und Militärwaffen. Wenn immer also ein Jäger sich auf die Pirsch macht, so ist davon auszugehen, dass er ein Stück in Oberndorf entwickelter Technik in Händen hält.

 

Unser Foto zeigt Georg Egeler, der seine Jagdkameraden fachkundig durchs Museum führte.