Die Jagd liegt in den Genen

Otmar Riedmüller ist seit 2013 Kreisjägermeister der KJV Rottweil. Seit mehr als vier Jahrzehnten engagiert er sich für Wildtiere und den Naturschutz. Nun gibt der 73-Jährige das Amt ab.

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Als Otmar Riedmüller für seine Jägerprüfung büffelte, war der Wolf noch lange nicht in Sicht und die Waschbären gehörten am Neckar noch zu den seltenen Spezies. Aber nicht nur die Welt der Wildtiere hat sich seit Anfang der 1980er-Jahre  stark verändert. „Wenn man heute als Jäger unterwegs ist, braucht man beinahe auch das Gesetzbuch in der Tasche“, meint Otmar Riedmüller in Bezug auf die wachsende Bürokratie. Am 28. April sind es genau 44 Jahre her, als er sein „grünes Abitur“ ablegte. Theorie, Praxis und Schießen waren damals die Bestandteile – und sind es noch heute. 

Vielfältiges Engagement

Kaum hatte er den Jagdschein in der Tasche, trat er in die Kreisjägervereinigung (KJV) Rottweil ein. Und seither ist sein Name eng mit ihr verbunden. Im Hegering Rottweil war Otmar Riedmüller, der aus  dem Raum Tuttlingen stammt, immer dann zur Stelle, wenn eine helfende Hand gebraucht wurde. Bei vielen öffentlichkeitswirksamen Festen, Messen und internen Veranstaltungen war er dabei – oft unterstützt von seiner Frau Renate.     Dann wechselte er in die Führungsebene, war Schatzmeister, Hegeringleiter, Ausschuss-Mitglied, stellvertretender Kreisjägermeister, Prüfungsvorsitzender und 2013 wählten ihn die Jäger zum Kreisjägermeister. Auch in dieser Funktion konnte er sich auf die familiäre Unterstützung verlassen. In seiner Amtszeit erwarb die KJV auch den Lernort-Natur-Anhänger. Dieser ist seit 2018 im Kreis unterwegs und bringt dem Nachwuchs die Wildtiere näher. Auch für die Rehkitzrettung mittels Drohnen machte sich Otmar Riedmüller stark. Mittlerweile ist die KJV mit sechs Drohnen ausgestattet, jährlich werden so Dutzende Kitze vor dem Mähtod gerettet. Auch er selbst ist übrigens beim Rehkitzrettungsteam in Zimmern aktiv. Eine Herzensangelegenheit sind ihm auch die Jagdhornbläser. „Sie repräsentieren das Brauchtum auf ganz besondere Weise.“


Hunde gehören dazu


Die Riedmüllers scheinen die Jagd in den Genen zu haben. Schon Generationen vor Otmar Riedmüller fühlten sich im Wald wohl, seine beiden Söhne gehen auf die Jagd und sein Enkelsohn liebt   Familien-Jagdhund Condor – ein gutes Zeichen. Vorgänger dieses Deutsch-Kurzhaar-Rüden waren bei Riedmüllers in den 1980er-Jahren übrigens ein Dackel und ein Bayrischer Gebirgsschweißhund (BGS). „Damals gab es noch mehr Hasen- und Entenjagden, da war man mehr mit der Flinte unterwegs“, erläutert Otmar Riedmüller. Heute gebe es mehr Gesellschaftsjagden. Dies sei unter anderem auch der Vermehrung der Wildschweine (die Jäger sprechen von Schwarzwild) geschuldet. Mit Sorgenfalten schaut Otmar Riedmüller, der seinen letzten öffentlichen Auftritt als Kreisjägermeister bei der Mitgliederversammlung am Samstag, 26. April hat,  auf die „Afrikanische Schweinepest“ (ASP). Diese Tierseuche ist zwar für den Menschen ungefährlich, kann aber auch Hausschweine treffen. „Die  Viruskrankheit wütet derzeit bereits in Hessen  und kommt immer näher“, so der Jäger. Ein schnelles Auffinden der betroffenen Tiere sei immens wichtig. „Sollte die ASP auch bei uns auftreten, wird sie die Jagd bei uns verändern.“ 


Ausblick


Andere Krankheiten wie die Tollwut oder auch die Vogelgrippe seien im Vergleich dazu gut in den Griff zu bekommen. 
„Es gibt fast keinen Tag, an dem ich nicht im Wald bin“, erzählt Otmar Riedmüller. Vielleicht kann er diese Zeiten künftig noch ein bisschen ausdehnen, wenn erst einmal sein Nachfolger die Geschicke der KJV übernommen hat. Dieser wird beim Kreisjägertag offiziell im Amt bestätigt. Und auch für die freigewordene Zeit zu Hause hat er schon Pläne: „Da pflege ich meine frühere Verlobte noch ein bisschen mehr“, meint er  und schaut verschmitzt zu seiner Frau.

Bildunterzeile: „Es gibt fast keinen Tag. an dem ich nicht im Wald bin“, sagt Otmar Riedmüller. Oft ist „Condor“ sein Begleiter.  Foto: Rainer Langenbacher, 48GradNord