Gleich zwei Gründe zum Feiern

Harmonisch, informativ, festlich: So war der Kreisjägertag in Vöhringen, bei dem auch das 75-jährige Bestehen der KJV Rottweil gefeiert wurde.

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„Auch bei Gegenwind lassen sie sich den Schneid nicht abkaufen – das gefällt mir besonders.“ Dieses Lob von Landrat Wolf-Rüdiger Michel war nur eines von vielen, das die Kreisjägervereinigung Rottweil (KJV) zum 75. Geburtstag hören durfte. Das Jubiläum und der Kreisjägertag wurden gemeinsam in der Tonauhalle in Vöhringen mit zahlreichen Gästen und Gratulanten gefeiert.

Im damaligen Bahnhofhotel in Rottweil trafen sich am 21. August 1949 rund 100 Jäger zur Gründungsversammlung. Aus den 98 Mitgliedern wurden bis heute knapp 700. Auf die schwierige Nachkriegszeit und die Herausforderungen für die Jägerschaft ging Kreisjägermeister Otmar Riedmüller ein.

Als erster Gratulant trat Hausherr Stefan Hammer (Foto) ans Rednerpult. Vöhringens Bürgermeister überbrachte die Glückwünsche aller Bürgermeister des Landkreises.

Die KJV Rottweil sei im Verband als „stets engagiert und meinungsstark“ bekannt, so Landesjägermeister Jörg Friedmann. „Sie machen hier ungemein wichtige Basisarbeit.“ Er erinnerte an die Zusammenarbeit zwischen der KJV und der NATURLAND GmbH, um Lebensraum zu erwerben und zu schützen – so beispielsweise bei Leinstetten oder im Rahmen des Flurneuordnungsverfahrens zwischen Dornhan und Betzweiler. Anhand der Zahlen des Wildtierberichts lasse sich erkennen, dass sich die Jagd im Wandel befinde. Doch in jeder Phase seien die Jäger die „Anwälte des Wildes“.

Die Entwicklung der Streckenliste unterstrichen diese Aussage: In den Anfangsjahren der KJV in BW wurden beispielsweise 55 000 Rebhühner erlegt. „Heute null“, so Friedmann. Im Landkreis Rottweil liegt die Zahl der Feldhasen, die im Straßenverkehr ums Leben kommen, mittlerweile weit höher, als die von den Jägern entnommenen Tiere, ergänzte Kreisjägermeister Riedmüller.

Als Tier- und Verbraucherschützer lägen die Jäger „voll im Trend“, so Landrat Michel. Ein „verlässlicher Partner“ sei die KJV auch beim Kampf gegen Tierkrankheiten, wie sich erst kürzlich bei der ASP-Übung (Afrikanische Schweinepest, wir berichteten) gezeigt habe.

Klar an der Seite der Jäger positionierte sich auch Stefan Teufel (MdL, CDU) – nicht nur beim Thema Großraubwild. „Wolf und Weidehaltung passen einfach nicht zusammen.“ Er unterstrich einmal mehr, dass die KJV stets kundiger Ansprechpartner für die Landespolitik sei.

Beim Kreisjägertag wurde auch die Mitgliederversammlung durchgeführt und in diesem Rahmen der Vorstand einstimmig entlastet. Schatzmeister Manfred Merkle nannte in seinem Bericht die Anschaffung von Drohnen zur Rehkitzrettung als größten Posten. Insgesamt stehen innerhalb der KJV nun sechs Drohnen zur Verfügung. Wie diese funktionieren erläuterte der Hegering Rottweil im Foyer der Tonauhalle. Dort fanden sich auch Stände mit Jagdzubehör, auf dem Freigelände waren Autos und Hochsitzeinrichtungen ausgestellt. Zahlreiche Jäger nutzten das Angebot, um sich vor Ort zu informieren. Die Bläserabteilung der KJV begrüßte die Gäste nicht nur vor der Halle bei der Eröffnung der Ausstellung, sondern begleitete die ganze Veranstaltung mit jagdlichen Klängen.

Beeindruckende Fakten hatte Diplom-Biologe Klaus Lachenmeier (Foto) vom Landesjagdverband parat. Sein Vortrag unter dem Motto „Unsere neuen Mitjäger – Wolf, Luchs und Goldschakal“ lieferte neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über das Großraubwild. Er erläuterte, dass im Auftrag des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) zwischen 2023 und 2027 sechs bis zehn Luchse (überwiegend weibliche Tiere) im Nord- und Südschwarzwald ausgesetzt werden sollen. Sie stammen aus dem Karlsruher Zoo und werden mit einem Senderhalsband ausgestattet, um mehr Informationen über sie zu erhalten. Die erste Luchsin wurde bereits im Dezember vergangenen Jahres ausgewildert. „Sie hat den Sprung in die freie Wildbahn gemeistert“, so der Experte.

Gleich von drei Seiten wanderten Wölfe nach Baden-Württemberg ein. In ganz Deutschland seien im vergangenen Jahr 184 Rudel, 48 Einzelpaare und 22 Einzeltiere gezählt worden. „Die gesetzlichen Vorgaben sind diesen Tatsachen nicht gewachsen.“ Weil sich der Wolf so schnell vermehre, müsse er „dringend“ in das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz (JWMG) aufgenommen werden und entsprechende Änderungen Europa weit gelten.

Die Zukunft des Goldschakals bei uns in der Region sei noch offen, sagte Lachenmaier. Gebiete im Schwarzwald-Baar-Kreis gehörten 2021/2022 bereits zur Reproduktionsfläche.

 

Ehrungen Jäger

70 Jahre: Gerhard Bronner

65 Jahre: Hartwig Bronner

60 Jahre: Alois Wetzel, Karl Wizemann

50 Jahre: Michael Baron, Kurt Blankenhorn, Adelbert Fix, Josef Klausmann, Klaus Rendler, Hartmann Serrer

40 Jahre: Johannes-Georg Bronner, Hans-Peter Gaiser, Siegfried Harr, Günther Herz, Rolf Lampprecht, Joachim Ringwald

25 Jahre: Oliver Banholzer, Thomas Dees, Steffen Hattler, Peter Hofer, Martin Kieninger, Volkmar Müller, Dieter Neßler, Thomas Schweizer

Ehrungen Bläser

20 Jahre: Ralf Haibt

10 Jahre: Florian Harter

 

Foto:

Die geehrten Jäger und Bläser mit den Funktionären auf der Bühne der Tonauhalle in Vöhringen. Foto: Zeger