Ohne Filzhut und ohne Dackel, dafür aber mit viel Leidenschaft und Erfahrung: Markus Klausmann, Schrambergs neuer Hegeringleiter, verkörpert eine neue Generation von Jägern, die Handwerk, Naturschutz und Nachhaltigkeit in die Mitte der Gesellschaft holen möchte. Der 43-Jährige tritt dabei in große Fußstapfen.
Kanadischer Jagdschein
Mehr als drei Jahrzehnte lang führte Carl Jens Haas in dieser Funktion die rund 100 Schramberger Jäger. Sich der Verantwortung bewusst, meint Markus Klausmann mit einem Lächeln: »Ich kann es eigentlich nur schlechter machen.«
Aber danach sieht es bei weitem nicht aus: Der gebürtige Hardter, der in Aichhalden wohnt und in Rötenberg sein Revier hat, hat das Waidwerk von der Pike auf gelernt – mit Pfeil und Bogen. Das war während eines fast zweijährigen Auslandsaufenthalts in Kanada, erzählt Klausmann. Der gelernte Metzgermeister arbeitete 2008 nach seiner Ausbildung bei einem Metzgerbetrieb in Tennenbronn und Bundeswehrzeit in Stetten in einem Schlachthof in Alberta. Zum aktiven Jagen kam er dort durch seinen Chef. Das Interesse für Wild und Wald sei schon von Klein auf bei ihm dagewesen, so Klausmann.
Nachdem er bereits in Kanada den Jagdschein gemacht hatte, dieser in Deutschland aber keine Gültigkeit besaß, drückte er in seiner Heimat nochmals die Schulbank und legte das »grüne Abitur« ab. Dann bekam er einen Begehungsschein im Revier von Manfred Armbruster in Rötenberg. »Das war echt ein Glücksfall.« So ein Schein erlaubt dem Jäger, in einem bestimmten Gebiet selbstständig zu jagen, ohne dass ihn der Revierinhaber begleitet. Aus dieser jagdlichen Zusammenarbeit von Markus Klausmann und Manfred Armbruster entwickelte sich schnell eine gute Freundschaft, sodass er vor einigen Jahren das Revier komplett übernommen konnte. Dieses Revier in Rötenberg, genauer auf der Gemarkung Bach-Altenberg, Richtung Alpirsbach, sei eines der Schönsten in der ganzen Region, so Markus Klausmann. Rund 350 Hektar bewirtschaftet er dort – auf die Hilfe von Manfred Armbruster kann er jederzeit noch zählen.
Neue Herausforderungen
Und auch elektronische Helferlein macht sich der junge Jäger zu Nutzen: »Das Wild schickt mir Fotos direkt aufs Handy«, erzählt er. Sprich: Die aufgestellte Wildtierkamera löst bei Bewegung aus und Markus Klausmann kann vom Küchentisch aus beobachten, was im Revier so los ist – »meistens sind die Sauen los«, sagt er. Die sind dem Metzgermeister sowieso die liebsten. »Bei der Jagd auf Schwarzwild gibt’s täglich neue Herausforderungen.« Da müsse man sich schon was einfallen lassen, um die pfiffigen Wildschweine zu erlegen. Lässt Markus Klausmann sie zu lange gewähren, drehen sie schon mal über Nacht eine komplette Wiese auf links, räubern im Mais und fressen sich durchs Getreide. Und über allem schwebt bei der Sauenjagd die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die vom Osten her immer näher rückt.
Was bei Markus Klausmann auf den Tisch kommt, hat er meistens nicht nur selbst erlegt, sondern auch selbst produziert. Verschiedene Wildbratwürste, Schinken und küchenfertig zerlegtes Fleisch wird bei ihm nicht nur zu Weihnachten bestellt.
Auf die Erfahrung der langjährigen Jäger weiterhin vertrauen und den Schwung der jungen nutzen: So möchte Markus Klausmann alle Mitglieder motivieren, sich im Hegering zu engagieren. Wenn es die Pandemie zulässt, könnte er sich beispielsweise ein Treffen in gemütlicher Runde vorstellen. »Damit ich auch alle mal persönlich kennenlerne.«
Für die »wilde Fest-Verpflegung« wird auf jeden Fall gesorgt sein, für sie sorgt der neue Hegeringleiter höchst persönlich.
Text und Foto: Karin Zeger
Jahresstrecke: Ein sehr gutes Nahrungsangebot und milde Winter führen dazu, dass sich das Schwarzwild stark vermehrt und großen Schaden auf Feldern und Wiesen anrichtet. Im Jagdjahr (1. April bis 31. März) 2019/20 wurden in Baden-Württemberg 74 683 Sauen erlegt. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es noch 32 969.